Die Weihnachtsfeiertage

27Dez2015

Als ich am 24. Dezember runter gegangen bin um zu frühstücken, habe ich den Abholschein für mein Paket gefunden. Ich habe fast vor Freude angefangen zu weinen, konnte mich dann aber noch fangen :D Ich meine, was gibt es schöneres als ein Paket von Zuhause zu bekommen und dann noch an Heiligabend? Ich wusste ja von dem Paket aber man kann sich halt nie sicher sein, ob es hier auch wirklich ankommt und deshalb war ich sehr erleichtert. Leider musste ich dann bis zum 28. warten, um es abzuholen. Denn es waren ja alles Feiertage dazwischen. Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt und vielen Dank an meine Eltern, meine Tante und meine Großeltern die das Paket mit tollen Sachen befüllt haben und an meine Tante, meine Mutter, meinen chilenischen Austauschschüler, meine beiden Großeltern und meine lieben Nachbarn die mir alle ganz tolle Briefe geschrieben haben. Über so etwas freut man sich immer am meisten, also vielen Dank!!

Das war wohl das unweihnachtlichste Weihnachten das ich je erlebt habe, nicht nur wegen 35 Grad die wir hier gerade haben. Es war aber gut, dass es komplett anders war, denn so hatte ich nicht so viel Heimweh.

Der 24. Dezember war ein Tag wie jeder andere. Meine Geschwister und ich haben bis 12:30 Uhr geschlafen und um 13:30 Uhr haben wir Mittag gegessen. Wir haben zusammen das Essen für den Abend vorbereitet und dann hat jeder seinen Mittagschlaf gemacht. Um 20 Uhr bin ich mit meinem kleinen Bruder, meinem großen Bruder und meinen Eltern in die Kirche gegangen. Meine kleine und große Schwester sind Zuhause geblieben weil sie nicht mitwollten. In der ,,Kirche'' (ein Raum, in der Schule meiner Geschwister der als Kirche fungiert) war es sehr sehr warm, weil sie wohl verpasst haben die Klimaanlage rechtzeitig anzuschalten.

Danach ging es wieder nach Hause und um 22:30 Uhr sind wir dann mit dem ganzen Essen zu meinem Onkel gefahren. Dort haben wir dann bis ca. 23:30 Uhr gegessen, als Hauptspeise gab es Lamm. Danach wurde das Tor der Garage geschlossen, in der wir saßen weil es ja so warm war. Die Väter haben die Geschenke von der anderen Seite ins Haus gebracht. Da das aber für meinen kleinen Bruder und meinen kleinen Cousin immer noch ,,Papá Noel'' macht, musste das natürlich geheim bleiben. Die beiden waren auch total aufgeregt und das hat es nochmal viel schöner gemacht, dass kleine Kinder dabei waren die ganz gespannt gewartet haben.

Als alles fertig war wurde das Tor dann auch wieder aufgemacht und es war 24 Uhr. Wir sind nach draußen auf die Straße gegangen und es war wie an Silvester, dass jeder sich umarmt hat und man hat sich eben ,,Frohe Weihnachten'' gewünscht also ,,Feliz Navidad''. Mein Gastvater ist auf mich zugekommen und meinte:,,La hija alemana'' also ,,die deutsche Tochter''. Es war also sehr schön so einen familiären Abend mit ihnen verbringen zu dürfen. Es wurden auch ein paar Feuerwerke in der Umgebung gezündet und wir hatten auch Wunderkerzen und Knallerbsen.

Dann hat plötzlich jemand gerufen:,,Papá Noel war da.'' Mein Cousin und mein Bruder sind sofort ins Haus gerannt und die anderen dann hinterher. Dort lagen dann unter einem Mini Tannenbaum aus Plastik die Geschenke. Die waren auch nicht in Geschenkpapier eingepackt, sondern in den Tüten der Läden in denen man sie gekauft hat. Auf allen standen die Namen der Empfänger drauf und plötzlich reicht mir meine Schwester auch eine Tüte mit meinem Namen drauf. Ein wirklich schönes T-Shirt, dass ich von meinen Gasteltern bekommen habe. Allgemein war die ganze Bescherung aber sehr schnell vorbei. Auch alle meine Gastgeschwister haben nur ein T-Shirt von meinen Gasteltern bekommen und noch zusätzlich Geld von meiner Oma, dass ich eben nicht bekommen habe. Von den Tanten und Onkel gab es nichts und auch die Erwachsenen untereinander haben sich gar nichts geschenkt. Dafür hat mein Cousin eine XBox 360 bekommen!? Also da gab es dann schon einen großen Unterschied was die Preise angeht... Aber er ist halt eben Einzelkind und wir sind 5 Kinder.

Danach haben wir uns wieder zusammen gesetzt und es gab Fruchtsalat und Champagner mit Zitroneneis. Um 2 Uhr Nachts sind wir dann nach Hause gefahren. Mein großer Bruder wurde schon bei meinem Onkel von einem Freund zum Feiern abgeholt und meine große Schwester ist auch später noch ausgegangen. Meine Freundinnen gehen ja nicht feiern und ich fände es auch ehrlich gesagt an Weihnachten ein bisschen komisch :D

Am 25. war es nicht wirklich kälter und wir haben den ganzen Tag eigentlich wieder ganz normal, also im Haus verbracht. Am Abend haben wir uns dann wieder mit der ganzen Familie im Club getroffen um Würstchen im Brötchen zu essen. Das heißt hier ''Choripan'' (Zusammensetzung aus ''Chorizo'' -das Würstchen- und ''pan'' -Brot-) und wird dann mit grünem Salat, Tomaten und Soßen gegessen, jeder so wie er möchte. Für mich kommt es trotzdem nicht an meine geliebte deutsche Bratwurst ran :D

Im Sommer gehen viele Familien (vor allem die, die keinen eigenen Pool im Garten haben) in Clubs. Man kann es sich so vorstellen wie ein Freibad. Jeder Club ist ein bisschen unterschiedlich, manche haben ein Fitnesstudio dabei, Tennisplätze, Basketballfeld... Außerdem immer einen Pool und einen kleinen Park wo man grillen oder einfach nur sitzen und entspannen kann.

Zu unserer Familie die ich schon kenne ist dann noch Verwandschaft aus dem Süden Argentiniens gekommen. Sie waren alle sehr nett, aber für mich war der Abend eher langweilig. Ich versuche ja hier so wenig wie möglich an mein Handy zu gehen, aber wenn alle anderen am Handy sind, was soll ich dann machen?? Das ist manchmal echt nervig!

Außerdem hat es dann angefangen zu regnen... Wenn hier nur ein Tropfen Regen runterkommt, sind alle Argentinier sofort im Haus und sie kommen dann den ganzen Tag auch nicht mehr raus :D Also sind wir alle in eine von den Hütten gegangen, in denen man auch grillen kann. Ich finde es immer total entspannt wenn es hier mal regnet und später hat es dann ja auch aufgehört. Aber selbst wenn es nicht mehr regnet, sondern (natürlich) alles nass draußen ist, bleibt jeder im Haus. Das finde ich sehr schade, weil man ja auch den Regen genießen kann :D Nach dem Regen war also eine riesige Pfütze auf der Wiese vor der Hütte. Als Kind wäre ich darein gesprungen und hätte Spaß gehabt und ich bin mir sicher, jeder andere auch. Die argentinischen Kinder verpassen diesen Spaß leider, weil sie gar nicht erst rausgehen bei diesem Wetter. Es ist interessant welche Kleinigkeiten mir hier auffallen...

Der 26. war dann wieder ein richtig schöner Tag! Wir sind alle zusammen raus aufs Land gefahren an den Fluss der dort fließt, dort war auch ein Pool und unsere Familie hat eine Hütte gemietet für diesen Tag. Alle Leute die schon am vorherigen Tag da waren, waren diesmal auch wieder da, aber wieder noch viel mehr. Cousinen und Cousins meiner Mutter mit ihren Familien. Es war echt schön, weil wir so viele waren und auch so viele Kinder da waren.

Ein kleiner Junge hat es mir besonders angetan. Er war 3 und hat mich auch von Anfang an ins Herz geschlossen. Ich habe natürlich spanisch mit ihm geredet und das war sehr süß. Er hat mich sehr an mich selber erinnert als ich klein war. Ich hatte ihn die ganze Zeit auf dem Arm und alle meinten das wir wie Geschwister aussehen weil er blonde Haare hat, was ja hier sehr ungewöhnlich ist.

Eine Cousine meiner Mutter lebt schon seit vielen Jahren in den USA und hat dort auch einen Amerikaner geheiratet. Michael war jetzt natürlich auch mit dabei und ich habe mich viel mit ihm unterhalten. Er konnte ja auch nicht mit den anderen Erwachsenen reden, weil er kein Wort spanisch kann und die anderen kein englisch können :D Er war sehr sympathisch und es tat echt gut unsere Erfahrungen in Argentinien auszutauschen. Er hat mich sogar für mein gutes englisch gelobt, was mich natürlich sehr stolz gemacht hat. Später am Abend hat er für alle Kinder Marshmallows gemacht, die er mit Schockolade in einen Keks gelegt hat. Es war echt total lecker und die Kinder waren natürlich total begeistert, weil die das hier überhaupt nicht kennen.

Alles in allem waren es also echt schöne Feiertage. Ich hatte auch gar kein Heimweh und ich habe es einfach nur genossen ein paar schöne Tage mit meiner Familie zu verbringen. Ich hoffe ihr hattet auch ein schönes Weihnachtsfest und nächstes Jahr bin ich dann auch wieder dabei :)

Sonnige Grüße aus Argentinien, eure Sarah :)

Unser Weihnachtsessen